Nein, es geht nicht um Fakten. Es geht um Werte, Symbole und Identitäten.

Sorry, obwohl ich mich um eine kurze Argumentationskette bemühte, es wurde ein Longread. Aus Gründen der Lesbarkeit verzichtete ich auch auf allzuviele Referenzen oder gar wissenschaftliche Zitate. Wer Interesse an vertiefter Lektüre hat findet einige tolle Bücher im Anhang. Ansonsten freue ich mich über alle Rückmeldungen, Kritik und Ergänzungen hier im Blog, auf Facebook oder direkt an mich. Insbesondere freue ich mich über Menschen, die Lust haben, im Sinne der letzten beiden Absätze selbst aktiv zu werden und einen Beitrag zur Überwindung des Großen Grabens zu leisten. Denn die Spaltung der Gesellschaft, die wir jetzt erleben, sollten wir nicht länger hinnehmen.

Vorgeschichte

Die Geschichte des Rechtspopulismus in Österreich beginnt mehr oder weniger im Jahre 1968. Studentenbewegung und Hippies stellen die traditionellen Werte in Frage. Plötzlich geht es um die Gleichberechtigung der Frauen, um Demokratie, um Drogen, um Minderheiten. Das traditionelle patriarchale Weltbild verliert langsam an Kraft.

1970 gewinnt Kreisky erstmals die Mehrheit im Parlament, die traditionellen Werte wandeln sich weiter. Der Sozialstaat wird ausgebaut, das Bildungssystem wird egalitärer, Frauen erhalten mehr Rechte, sogar in der Kriminalpolitik dominiert nun der Grundsatz „helfen statt strafen“, Kreisky will die Gesellschaft „mit Demokratie durchfluten“.

Die Ära Kreisky dauert inklusive ihrer Verlängerung durch die kurze Ära Sinowatz bis 1986. Das Jahr 1986 brachte erstmals die Grünen ins Parlament, eine Entwicklung, die sich seit der Zwentendorf-Abstimmung 1978 und der Besetzung der Hainburger Au 1984 bereits länger abgezeichnet hatte. Mit dem Aufstieg der Grünen begann nun die zweite Welle jener 68er, die ihren Marsch durch die Institutionen antraten.

1986 übernimmt Jörg Haider auch die Führung der FPÖ und beginnt, die Republik nachhaltig zu verändern.

Die Freiheitliche Partei, die jahrzehntelang nur zwischen 5 und 6 % der Wählerstimmen verbuchen konnte, verdoppelte sich bereits 1986 auf 9,7 % und legte nun bei fast jeder Wahl weiter zu, bis sie 1999 mit 26,9 % der Stimmen erstmals die ÖVP knapp auf Platz 3 verdrängte. Auf diesem Niveau bewegt sie sich – mit Unterbrechungen – bis heute.

Haider wirkte jugendlich, war fesch, charismatisch und eloquent. Er war auch der erste Politiker, der offen über „Ausländer“ schimpfte, und er hatte bisweilen auch keine Berührungsängste zu den Altnazis in der FPÖ und sonstwo. Was aber war sein Erfolgsrezept und wovon zehrt die FPÖ bis heute? Dazu später mehr.

Der Große Graben

Seit 1986 sind mit der Haider-FPÖ einerseits und den Grünen andererseits also zwei gesellschaftliche Modelle mehr oder weniger in Reinkultur im Parlament vertreten: Der Neurolinguist George Lakoff  bezeichnet sie als das „strict father model“ und das „nurturant parent model“.

Das „strict father model“ (FPÖ) repräsentiert die patriarchale Nachkriegsordnung in Staat und Familie: Recht und Ordnung, Führung, Disziplin, Strafe und Belohnung und die Dominanz des übermächtigen Vaters (Parteiführers) charakterisieren dieses Modell. Das traditionelle Familienbild wird dadurch genauso beschrieben wie die politische Nachkriegsordnung. Frauen haben darin keine leitende Funktion.

Das „nurturant parent model“ (Grüne) ist das Gesellschafts- und Familienbild der 68er: Hier geht es um Werte wie Förderung, Unterstützung, Teilhabe, Anleitung, Partizipation, Autonomie und Schutz. Frauen sind gleichberechtigt in Familie und Staat. Wer scheitert, dem wird wieder aufgeholfen.

Die beiden traditionellen Großparteien, SPÖ und ÖVP, tragen wechselnde Anteile beider Modelle in sich, was bis heute immer wieder zu innerparteilichen Konflikten und inneren Widersprüchen führt. Die ÖVP tendiert mehr zum „strict father model“, die SPÖ eher zum „nurturant parent model“.

Diese beiden Gesellschaftsmodelle sind die Basis für die gesellschaftliche Spaltung, die wir heute in ganz Europa und den USA beobachten. Ich nenne diese Spaltung den Großen Graben.

Die eine Seite des Großen Grabens besteht also aus den Erben der 68er-Bewegung, die sich seit damals auch weiterentwickelte: Die rechtliche Gleichstellung der Frauen ist erledigt, die gesellschaftliche Gleichstellung ist zwar ein langsamer Prozess, aber doch auf Kurs. Parallel dazu traten auch andere Gruppen auf den Plan, die nun ihre Rechte einforderten und/oder zumindest in ihrer Benachteiligung anerkannt werden wollten: Schwule und Lesben, Trans- und Intersexuelle, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund u.v.a.m. Großveranstaltungen wie die Regenbogenparade oder der Life Ball und auch öffentliche Anerkennung, wie etwa der Sieg von Conchita im Eurovision Song Contest, machen diese Gruppen sichtbar. Dazu kommt eine immer höhere Aufmerksamkeit für die in den USA entstandene Identitätspolitik, die in den letzten Jahren neue Vokabeln, Ansprüche und Gebote („xy sagt man nicht mehr!“) in den gesellschaftlichen Diskurs brachte.

Die andere Seite dieses Großen Grabens bilden jene, denen die gesellschaftlichen Veränderungen zu schnell gehen und/oder die sich durch diese Änderungen bedroht fühlen. Es sind hauptsächlich kleinbürgerliche Millieus von Menschen, die ihren bescheidenen Wohlstand und vor allem ihren traditionellen Lebensstil bewahren wollen, die also nicht unbedingt am untersten Rand der Gesellschaft existieren. Sie fühlen sich aber nicht nur bedroht, sie fühlen sich von der Linken in ihrer Existenz auch nicht wertgeschätzt und permanent abgewertet. In ihrer Wahrnehmung dreht sich die Sorge der Gesellschaft nur noch um Flüchtlinge und andere Ausländer, um Frauen, die Karriere machen wollen, um Schwule, Behinderte, Transsexuelle, die in ihrer Lebensrealität praktisch nicht vorkommen. Um den heterosexuellen weißen Mann von der Peripherie oder vom Land, der gerne raucht und mit seinem Auto fährt, der seine Kleinfamilie gründen und sein Eigenheim bauen will, kümmert sich niemand, er wird auch nicht respektiert, so seine Wahrnehmung.

Jörg Haider hat diese Botschaft verstanden, viel früher als viele andere in Europa. Er verstand, dass es für Rechtspopulisten nicht um Fakten, um „seriöse“ Politik oder um persönliche Integrität geht, sondern um die Werthaltungen des „kleinen Mannes“, der dankbar ist, wenn man ihn nicht nur so sein lässt, wie er ist, sondern ihn auch noch dazu ermutigt.

Bis heute haben alle im Parlament vertretenen Parteien, bis auf eine, den Anspruch, die Gesellschaft erziehen zu wollen. Insbesondere natürlich die Grünen: Sie wollen, dass man den Müll trennt, mit dem Fahrrad fährt, auf das Auto verzichtet, Bio-Produkte kauft, weniger Fleisch isst. ÖVP und SPÖ wollen auch etwas, zum Beispiel, dass man aufhört zu rauchen, christliche Werte lebt und fleißig (ÖVP) oder aber sozial und mit allen möglichen Gruppen solidarisch ist (SPÖ). Die FPÖ aber sagt einem: „Du bist gut, so wie Du bist, wir haben Dich lieb, Du musst gar nichts!“ Deshalb funktionieren die  wichtigen Projekte der FPÖ vor allem auf symbolischer Ebene: Man darf schneller auf der Autobahn fahren, man darf immer noch im Wirtshaus rauchen. Die FPÖ hat in den Koalitionsverhandlungen viel riskiert, um das Rauchverbot kippen zu können. Es hat sich ausgezahlt, denn diese Botschaft an die Zielgruppe ist für sie unglaublich wertvoll.

Die gute, alte Zeit (1945-1968)

Im Sinne einer Anti-68er-Konterrevolution geht es aber für die FPÖ nicht nur darum, den status quo gegen allzuviele Neuerungen zu verteidigen, sondern sie will, zumindest ihrem Anspruch nach, zum status quo ante zurück, in die gute, alte Zeit der Rechtspopulisten zwischen 1945 und 1968. Das ist jene imaginierte Vergangenheit, in der die Welt noch in Ordnung war, in der der Mann noch etwas zählte und in der das vom Krieg (schuldlos!) geknechtete Volk noch zusammengestanden ist. Das Denkmal für die Trümmerfrauen, das die FPÖ am 1. Oktober 2018 in Wien enthüllte, ist ein gutes Beispiel für diese imaginierte Vergangenheit. Sämtliche seriösen WissenschafterInnen sind der Meinung, die „Trümmerfrauen“ sind primär ein ideologisch gefärbter Mythos der Nachkriegszeit und waren jedenfalls kein Massenphänomen. Aber Fakten sind irrelevant, es geht der FPÖ um die gute Erzählung. Und diese Erzählung haben Strache, Hofer und Kickl nicht nur von Haider gelernt, sie entwickeln sie auch meisterhaft laufend weiter.

Die Ausländer und die Medien

Ein anderer wichtiger Aspekt der guten, alten Zeit ist: Es gab keine Ausländer. Und die Alltagswahrnehmung zumindest der städtischen Bevölkerung in Österreich ist: Heute ist das ganz anders. Das Aussehen Wiens änderte sich in den letzten Jahrzehnten in rasender Geschwindigkeit. Frauen mit Kopftüchern prägen das Straßenbild vieler Außenbezirke, vielerorts wird türkisch, serbisch, arabisch oder sonstwas gesprochen, aber jedenfalls kein Wienerisch. Kinder mit Migrationshintergrund sind in vielen Schulen längst in der Überzahl und sogar an den Universitäten und aus den Spitzenpositionen der Industrie verdrängen die Piefke die Einheimischen.

Dazu kommt: Viele der Zugewanderten sind Muslime und der Islam als Religion und auch Ideologie wird oft als fremd und etwas unheimlich oder auch bedrohlich wahrgenommen.

Wenn also vor 1968, als es noch keine Ausländer gab, alles besser war, und jetzt so viele Ausländer hier sind, so die schlichte Erzählung der Rechtspopulisten, dann müsste doch alles besser werden, wenn es keine Ausländer mehr gäbe. Dass dies kein Zustand ist, der jemals wieder eintreten wird, ist aber selbst der FPÖ klar, und muss nicht weiter erläutert werden.

Hier beginnt aber das unselige Doppelpass-Spiel mit dem Boulevard und rechten Online-Medien, das in den letzten Jahren perfektioniert wurde. Die Ausländer seien nämlich nicht nur fremd, sondern auch kriminell, und daher eine Bedrohung, die Inländer sind die Opfer. Jede gute Sage braucht ein Körnchen Wahrheit um glaubhaft zu sein (das wussten schon die alten Griechen), denn tatsächlich gibt es ja kriminelle Ausländer. Das Doppelpass-Spiel besteht aber darin, das Problem von besagten Medien fortgesetzt und ohne Unterlass aufbauschen zu lassen und so ein ständiges Klima der Angst zu erzeugen. Die Rechtspopulisten sind dann die einzigen, die Rettung versprechen, denn sie sind ja gegen die Ausländer (den Islam, die Flüchtlinge, was auch immer) und versprechen einen strenge Politik gemäß dem „strict father model“.

Nicht unwesentliche Nebenbemerkung in diesem Zusammenhang: Dieser permanente Zustand der Angst ist das erwünschte Resultat, und nicht ein zufälliges Nebenprodukt. Denn nur, wenn das Volk in Angst ist, braucht es einen Erlöser, der ihm in Gestalt der FPÖ angeboten wird. Das ist wohl auch der Grund, warum die Anti-Ausländer-Rhetorik der FPÖ um einiges radikaler ist als ihre tatsächliche Politik. Denn würde sie die (vorgeblichen) Probleme, auf die sie ständig hinweist, wirklich lösen, dann müsste sich niemand mehr fürchten und ihr Alleinstellungsmerkmal wäre dahin. Tatsächlich zementiert sie den gefühlten Opferstatus ihrer Klientel nur ein.

Dazu kommt: Die Online-Krone und die Facebook-Seite von HC Strache sind heute kommunizierende Gefäße und ständig wechselseitige Lieferanten von Usern und Erregung. Dazu passend hat sich in den vergangenen Jahren ein dichtes Ökosystem rechter Online-Medien etabliert, die alle aufeinander verweisen und eifrig in Social Media geteilt werden. Zur Erklärung der Zustände helfen außerdem noch allerlei Verschwörungstheorien, wie etwa jene, dass George Soros mit Hilfe der EU die Umvolkung Europas plane. Solche Verschwörungstheorien sind ihrer Natur nach nicht widerlegbar, daher ist es auch sinnlos, darauf inhaltlich einzugehen. Es ist eine völlig selbstreferentielle Welt, die sich hier auf tut – eine Welt, in der die Ausländer und finstere Mächte an allem schuld sind.

Fakten, Werte und Worte

Die rechte und rechtspopulistische Medien- und Social Media-Maschinerie hat nicht nur Ausländer im Programm, auch, wenn diese das dominierende Thema sind. Sie betreiben seit Jahren ein kontinuierliches und äußerst erfolgreiches Framing von Kampfbegriffen, mit denen sie ihre LeserInnen gegen anderslautende Meinungen immunisieren. Zu diesen Aussagen gehören zum Beispiel:

  • “Wir sind das Volk”, oder auch: “Wir sind die schweigende Mehrheit”
  • “Die Mainstream-Medien sind die Lügenpresse”
  • “Die Herrschenden fälschen die Statistiken, wie sie sie brauchen”
  • “Wir sind die Opfer der Political Correctness/der Antifa/der Feministinnen/(…)”
  • “Die FPÖ vertritt die kleinen Leute!”

Da diese Aussagen selbstreferentiell sind, können sie auch nicht durch Fakten widerlegt werden, denn es sind die Fakten selbst, die strittig sind. Wenn jemand täglich mit dutzenden Nachrichten über “Ausländerkriminalität” bombardiert wird, dann ist der durch eine offizielle Kriminalitätsstatistik nicht zu beeindrucken, denn diese Statistik muss natürlich gefäscht sein. Hinter dieser Fäschung steckt wahlweise „das System“, George Soros oder die Illuminaten/Bilderberger, etc.

Aber selbst, wenn die Fakten nicht strittig wären, wäre trotzdem nicht sehr viel gewonnen. Die Wahlforschung wie auch die Studien von George Lakoff und KollegInnen zeigen uns, dass WählerInnen ihre Wahlentscheidungen nicht primär auf Basis ihrer ureigensten ökonomischen Interessen, sondern auf Basis der von dieser Partei gelebten Werte, treffen. Die Wählerinnen und Wähler wollen nicht unbedingt, dass die Partei ihres Vertrauens etwas für sie tut – sie wollen, dass sie das Richtige entsprechend ihrer Weltanschauung tut. Und diese Weltanschauung ist für die allermeisten rechtspopulistischen Wähler eben das „strict father model“ – auch wenn sie sich dadurch selbst schaden, etwa durch Kürzung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik – um nur ein Beispiel von vielen zu nehmen.

Aber nicht nur Fakten und Werte sind mittlerweile verhandelbar, auch einfache Worte sind auf beiden Seiten des Großen Grabens nicht mehr so eindeutig, wie man meinen könnte. So hat zum Beispiel der Begriff der „Gerechtigkeit“ im „nurturant parent model“ eine grundlegend andere Bedeutung als im „strict father model“. „Gerechtigkeit“ im Sinne der Grundwerte der SPÖ inkludiert Begriffe wie „Chancengleichheit“, „Recht auf Bildung“ und „Menschenrechte“. „Gerechtigkeit“ im Sinne eines prototypischen FPÖ-Wählers ist, wenn die Ausländer nicht mehr gegenüber den Inländern bevorzugt werden (wo auch immer das tatsächlich der Fall sein mag).

Status quo und Ausblick

In Österreich stützt sich die Koalition derzeit auf 57 % der Wählerstimmen (und das  – nach Umfragen – auch noch ein Jahr nach der Wahl!) und auch, wenn man nicht alle ÖVP-Wähler zu den Rechtspopulisten zählen kann, so teilt der Große Graben unser Land in mittlerweile zwei doch annähernd gleich große Blöcke. Erstmals gut sichtbar wurde diese Spaltung bei der Bundespräsidentenwahl 2016. Dazu kommt, dass ein immer größer werdender Teil der „anderen“ Seite des Grabens nicht mehr sehr viel von Demokratie hält: 26 % der über 15jährigen stimmen derzeit der Aussage “Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmern muss” zu.

Gängige politische Rezepte der Linken, wie eine fortschrittlichere Sozialpolitik zu machen oder gegen Ausländerfeindlichkeit aufzutreten sind eher hilflose Versuche einem Phänomen gegenüberzutreten, gegen das man seit über 30 Jahren kein Rezept gefunden hat – und das mittlerweile in ganz Europa und den USA verbreitet ist. Patentrezept, wie man das ändern könnte, habe ich natürlich auch keines. Noch dazu, wo der durch die 68er symbolisierte Wertewandel im Verhältnis zur Entwicklung der Menschheit in rasender Geschwindigkeit vor sich ging. Einige Jahrzehnte sind möglicherweise nicht genug, um alle Mitglieder einer Gesellschaft mit ins Boot zu holen und zu überzeugen, dass tausende Jahre der überlieferten gesellschaftlichen Ordnung nun vorbei seien. Der traditionalistische Backlash ist aus dieser Position nicht weiter verwunderlich.

Trotzdem sehe ich insbesondere zwei Ansatzpunkte, das Problem der Spaltung der Gesellschaft anzugehen:

Erstens: Wir brauchen progressive Medien (online und offline), die sich explizit an die andere Seite des Großen Grabens wenden. Die Dominanz der rechten Online-Medien im politischen Diskurs ist ja nicht nur deshalb so groß, weil die so gut sind, sondern vor allem, weil sie so viele sind und sich in ihrer Wirkung wechselseitig verstärken. Es geht auch um Sichtbarkeit anderer Inhalte und emanzipativer Werte, damit zumindest das Narrativ “Wir sind das Volk”/“Wir sind die schweigende Mehrheit” nicht unbestritten bleibt. „Unsere“ Seite des Großen Grabens hat es in den vergangenen Jahren schlicht verschlafen, eine eigene Medienlandschaft zu begründen. Das rächt sich jetzt.

Zweitens: Wir brauchen eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation mit der anderen Seite des Großen Grabens. Das bedeutet nicht, dass sämtliche inhaltlichen Differenzen aufgehoben oder übertüncht werden müssen. Aber abgesehen von den Inhalten geht es auch darum, die Menschen an sich anzunehmen und mit ihnen in einen Dialog zu führen, der diesen Namen auch verdient. Wer andere Menschen ständig abwertet und in Wirklichkeit nur erziehen will braucht sich nicht wundern, wenn diese die einzige Partei wählen, die sie annimmt, so, wie sie sind. Dieser respektvolle Dialog ist auch ein Teil der Aufgaben der oben beschrieben Medien, aber nicht nur. Es ist ein Anspruch an alle diesseits des Großen Grabens, an alle, die diesen wieder zuschütten wollen.

Literatur:

George Lakoff: The All New Don’t Think of an Elephant: Know Your Values and Frame the Debate

Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht

Arlie Russell Hochschild: Fremd in ihrem Land – Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten

Kirstin Breitenfellner: Wir Opfer: Warum der Sündenbock unsere Kultur bestimmt

Bildnachweis: DSC09307.jpg by wiener_woelfchenCC BY-ND 2.0

Michael Eisenriegler
Genealogie, (Online-)Medien, Journalismus, (Netz-)Politik, Mongolei, Buddhismus, Single Malts, Analogue Audio.

10 Kommentare

  1. Ich hätt da ein Co-Referat anzubieten: Rechtsruck als enttäuschtes Konsumversprechen. Was sagst dazu?
    Der Aufstand der Befriedigten
    Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Bevölkerung Europas einer zunehmenden Propaganda des Habenwollens ausgesetzt. Erst waren die Signale leise und das Versprechen an Forderungen gekoppelt: Sei fleißig, dann kannst du dir’s verbessern: Spare auf den Fernseher, ein Auto, den Wohnzimmer-Verbau, die Waschmaschine -ein Haus. Der Aufstieg, der da verheißen wurde, konnte als stets gerechter Anteil am sich stets mehrenden gesellschaftlichen Reichtum verstanden werden. Das Gehalt des Vorarbeiters übertraf den Lohn des Arbeiters, der Abteilungsleiter verdiente mehr als der Vorarbeiter, und über allen thronte der Herr Direktor*). Sein Mercedes stand als stete Erinnerung für das, was man erreichen kann im Leben, auf dem Firmenparkplatz.
    Dann, ab der zweiten Hälfte der 80ger-Jahre, ist die straffe Kette: Arbeit-Sparbuch-Konsum gelockert worden. Die Glieder waren plötzlich mobil und konnten vertauscht werden: Anna, den Kredit hamma! **) Plötzlich durften Bankkredite aktiv beworben werden. Der Konsum auf Pump bedeutete Genuss schon vor der Leistung und stürzte in den folgenden Jahren immer mehr Familien in Schulden und Abhängigkeit. Abhängigkeit ist die Daseinsform des Konsumenten schlechthin. Vom Konsum wiederum, hängt die Wirtschaft und deren Wachstum ab. Und tatsächlich ist in den Nachkriegsjahrzehnten alles gewachsen: Warenangebot und Nachfrage, die Produktivität und die Gewinne. Letztere steigen besonders hoch, wenn es gelingt, den Absatz zu steigern und den Faktor Arbeit gleichzeitig besonders billig zu halten. Die Werkbänke sind aus diesem Grund nach Asien übersiedelt. Verdient wird am Handel, wie zu Zeiten der alten Hanse. Im gleichen Maß, in dem der mitteleuropäische Arbeiter seine Bedeutung in der Produktion verliert, gewinnt er ökonomisches Gewicht in seiner Rolle als Konsument. Die Werbung investiert viel um die Vorstellung der Menschen von Glück immer enger an den Akt des Kaufs zu binden. Der Erwerb von bestimmten Waren soll begehrt, glücklich und schön machen. Transzendenz durch Konsum. Aus dem Gebrauchswert der erworbenen Produkte allein lässt sich kaum Befriedigung gewinnen. Es stellt sich schnell heraus, dass der Energy-Drink keine Flügel verleiht und das Parfüm aus dem Supermarkt-Regal keineswegs, wie versprochen, begehrt macht. Das Glück des Habens ist auch bei den teureren Konsumgütern von kurzer Dauer, denn es wird in immer kürzeren Abständen dadurch zerstört, dass etwas Neues im Angebot auftaucht, und das eben erst erworbene Ding obsolet macht. Das Gadget ist ein technischer Modeartikel, dessen Besitz mit Status verbunden ist. Genauso wie die Designerjacke und der Markenturnschuh. Wer dazugehören möchte, muss kaufen auch (oder gerade) wenn das Geld eigentlich nicht reicht.
    Das Stakkato des Must-Have lässt ein permanentes Gefühl von Mangel entstehen. Das Verhältnis von Bedarf und Befriedigung erscheint immer öfter um den Bedarf verkürzt: Es wird gar nichts gebraucht. Der Flaneur, die Flaneurin in der Shopping-Mall setzt sich dem Bombardement des Angebots aus, ohne Bedarf zu haben. Der Akt des Kaufens erzeugt einen kleinen Schauer, aber die Freude über den Besitz bleibt flüchtig.
    Nur so lässt sich verstehen, dass etwa der große, organisierte Betrug am Konsumenten, die „geplante Obsoleszenz“ kaum Widerstand bei der breiten Masse auslöst. Im Gegenteil: Das Gros der Konsumenten nimmt dankbar hin, dass die Dinge, deren Erwerb allein Lust bereitet, schnell wieder kaputt gehen, und sich so rasch eine neue Gelegenheit zum Einkaufsakt bietet. Man entgeht derart dem Skandal der Verschwendung: Es muss kein funktionierendes Ding weggeworfen werden. In diesem Zusammenhang ist auch jede technische Neuerung ein Geschenk des Himmels, eine rationale Bemäntelung des Verschwendungsaktes. Und a propos Geschenk: Der Versandhandhandel macht es möglich, dass das ganze Jahr über Bescherung ist. Päckchen auspacken wie unterm Christbaum, nicht nur zur Weihnachtszeit.
    Die Werbung arbeitet seit Jahrzehnten an der Erzeugung eines stets anschwellenden Bedürfnisstroms. Gleichzeitig ist der überwiegende Teil der Bevölkerung vollkommen von jeder Möglichkeit abgeschnitten, selbst für die Befriedigung wesentlicher Bedürfnisse zu sorgen. Malen nach Zahlen ist das Surrogat für Kreativität. Die Mehrheit verliert an Kompetenzen wenn sie sich Konsumangeboten ergibt. Die meisten jüngeren Menschen sind nicht mehr in der Lage, aus Basiszutaten ein genießbares Essen zuzubereiten. Damit stünde in ökonomischen Notzeiten nicht einmal mehr kreative Sparsamkeit als Ausweg offen. Stattdessen muss dann auf Konsum verzichtet werden. Eine Demütigung ohne Ausgleich.
    Lange ist diese Entwicklung nur von vereinzelten Kulturpessimisten als defizitär empfunden worden. Die hilflose Masse der Konsumenten hat weiter gekauft –und weggeworfen. Auch als die Arbeitseinkommen in Europa nicht mehr gewachsen sind. Eine Zeit lang konnten die Erzeuger der Waren im Preis so weit gesenkt werden, dass es nicht gleich zum Konsumverzicht kommen musste. Bei Textilien etwa hat man die Qualität der Ware und die Löhne der Textilarbeiterinnen so weit gedrückt, dass die Anzahl der Stücke, die verkauft wurden, sogar gestiegen ist, obwohl der von jedem Konsumenten, jeder Konsumentin, in Mode investierte Betrag gleich bleiben konnte. Die Leute mussten für immer mehr, nicht mehr ausgeben. Ähnliche Effekte lassen sich im Bereich der Unterhaltungselektronik beobachten, und auch bei Nahrungsmitteln.
    Inzwischen haben die Reallöhne aber so stark an Kaufkraft verloren, dass sich das Versprechen vom ständig wachsenden Konsum für eine immer größere Bevölkerungsgruppe nicht mehr aufrechterhalten lässt. Es wird nicht mehr mehr. Und dieser Umstand kann von vielen nur als Verlust empfunden werden. Nur für eine schmale Schicht wird noch immer reicher –und das in unangemessen kurzer Zeit. Das über Jahrzehnte aufgebaute Vertrauen, dass alle von den Illusionsmaschinen erzeugten Bedürfnisse, auch tatsächlich befriedigt werden können, ist zerstört. Die Wahrheit, dass vieles unerreichbar bleiben wird, was man wünscht, kommt aus der Geschichte zurück in die Gegenwart. Das war vielen unbekannt und frustriert daher. Natürlich waren die unbegrenzten Möglichkeiten für die meisten Menschen, auch in den besten Zeiten, nur eine Illusion, aber jetzt ist auch der Glaube weg. Der „American Dream“ ist geplatzt. Abgelöst von der Ahnung, dass es ab nun nicht mehr besser werden und folglich nur noch bergab gehen könne. Und plötzlich ist die Gefühlswelt genauso defizitär wie der Kontostand. Selbst bei denen, die faktisch noch gar nicht von Verlusten betroffen sind. Die Angst vor dem Abstieg ist wohl sogar bei denen am stärksten, die noch gar nichts verloren haben.
    Es herrscht das Gefühl, dass das Rad zum Stillstand gekommen sei. Das ewige Bedürfnis und das ewige Wachstum. Und die, die an beides geglaubt haben, fühlen sich verraten und betrogen. Ihnen bleiben die Schulden und sie hassen alle, von denen sie beschämt werden. Die die schon früh gewarnt haben und deren Warnungen sie in den Wind geschlagen haben. Die, die ihnen vermeintlich keinen Spaß gönnen, die Gutmenschen, die sie jetzt auch noch zum Teilen zwingen wollen, mit den tatsächlich Bedürftigen, den wahren Opfern, die den Betrogenen auch noch das letzte streitig machen, was ihnen noch geblieben ist: ihren Status als Opfer. Die Fremden werden von den moralisch Überlegenen mit Zuwendung und Verständnis überhäuft, während man selbst von den Besserwissern nur belehrt und verachtet wird. Von denen, die einem ununterbrochen ein schlechtes Gewissen machen, wenn man sich einmal Auszeit nehmen möchte, vom Nachdenken über den Zustand der Welt.
    Dann ist man dankbar, wenn einer kommt und sagt: Der Klimawandel ist eine Fälschung und der weiße Mann die Krone der Schöpfung.
    Aber der Spaß ist ja wirklich aus. Die, an deren Lippen die dankbar Vergnügungsbereiten gehangen sind, deren Botschaften sie geglaubt haben, und deren Politik sie auf den Leim gegangen sind, können zunehmend auf sie verzichten. Als Arbeitskräfte sowieso, aber auch als Konsumenten. Es gibt schließlich andere auf der Welt, denen man etwas verkaufen kann. Und die sind am Ende noch weniger anspruchsvoll, die Margen sind besser und bald haben die auch mehr Geld.
    Es gibt keinen unwürdigeren Zustand, als nicht mehr gebraucht zu werden. Was tut man in so einer Not? Man schaut sich um nach Leuten, die vermeintlich noch unnötiger sind, als man sich selber gerade fühlt. Solche, die keiner gerufen hat. So wie damals vor achtzig, neunzig Jahren. Als sich ein Heer von Arbeitslosen umgeschaut hat nach Sündenböcken, und sie schließlich in den Zuwanderern aus den entferntesten Kronländern gefunden hat. Geschichte widerholt sich nicht –und wenn, dann als Farce, aber es scheint Situationen zu geben, die ähnliche Kategorien politischer Missbildungen hervorbringen. Bürger, die nichts kennen, als nach unten zu treten, egal was ihnen die oben zumuten. Momentan befinden sie sich in einer Phase rasender Vermehrung.
    *)Mehr als zwanzigmal den Lohn eines Arbeiters hat er auch nicht bekommen.
    **)Werbespruch der österr. Postsparkasse

    1. Lieber Robert, vielen dank für Dein Co-Referat! Es ist wahr, das Thema hat viele Facetten und jede davon hat einen gewissen Erklärungswert. Ich habe ja geschrieben, dass ich mich nur einigen Aspekten gewidmet habe, die mir bislang in der Diskussion zu wenig beachtet wurden.

  2. Beginnt erst vielversprechend, endet aber in einer white male perspective. Schade. Alles halb so wild, so die Schlussfolgerung. Wir müssen uns nur alle lieb haben und viel reden. Diese Logik ist gefährlich. Das Gerede höre ich schon seit 30 Jahren in Ö. Diese Logik hat uns die aktuelle Regierung gebracht. Nein, so wird das nicht funktionieren. Mir fehlt hier der Bezug zum Rassismus völlig. Dieses Wort wird nicht einmal erwähnt(!) in dem Text. Unsere gesamte Gesellschaft ist auf Rassismus gebaut. Menschen werden rassistisch sozialisiert. Es wird eingefordert von den Medien, Kino und Funk. Die Diskriminierung ist strukturell. Gleiches gilt für Frauenfeindlichkeit. Und man will die Privilegien nicht abgeben. Ohne Auseinandersetzung mit unserem eigenen Rassismus kommen wir da nicht weiter. Darum geht es. Das kommt mir in dem Text zu kurz.

    1. Es stimmt, Rassismus kommt in meiner Argumentation nicht vor. Auch der Kapitalismus nicht, die Europäische Union nicht und der Weltfrieden auch nicht. Aber wo habe ich geschrieben, dass „alles halb so wild sei“ und wir uns nur „alle lieb haben“ müssen? Ich rede von Respekt, von Wertschätzung und davon, andere nicht ständig abzuqualifizieren oder erziehen zu wollen.

      Und ja, zur Abwechslung geht es mal um eine „white male perspective“, denn die weißen Männer repräsentieren zwei Drittel der Wählerstimmen auf der anderen Seite des Großen Grabens. Ich denke also es hat Sinn, sich mit denen zu beschäftigen.

      Aber ich will auch Deine Argumente nicht abqualifizieren: Wenn Du mein Posting umschreiben würdest, wo würdest Du da Deine Argumente einbauen? Und wie würdest Du es anlegen, dass der Große Graben wieder kleiner wird und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf Dauer gesichert werden? Ich bin gespannt auf Deine Ideen dazu!

  3. Danke. Stimme Dir bis (fast) zum Ende zu. Aber wie soll man mit Menschen ernsthaft, wertschätzend und auf Augenhöhe kommunizieren, die aus welchen Gründen auch immer, FAKTEN nicht anerkennen wollen? Und wenn, was soll das dann bringen? Bleibe ratlos zurück.

    1. Kommunikation kann aus meiner Sicht überhaupt nur dann gelingen, wenn ich das Gegenüber als Kommunikationspartner ernst nehme. In dem Moment, wo ich einen moralisch überlegenen Standpunkt einnehme, habe ich schon verloren. In der Situation, in der wir jetzt sind, ist möglicherweise der Akt der wertschätzenden Kommunikation an sich schon fast wichtiger als der Inhalt.

  4. Ich finde es amüsant dass wenn jemand nicht geneigter diesen Eintrag lesen würde, würden er oder sie sicher Anstand nehmen an der Forderung „Wir brauchen progressive Medien (online und offline), die sich explizit an die andere Seite des Großen Grabens wenden. „, da es ja einer der Kernpunkte der anderen Ideologie ist dass eh „alle“ Medien „links“ sind (ungeachtet der Tatsache dass „die Linke“ diese Medien nicht kontrolliert und alles was man vielleicht als linkslastiges Medium betrachten kann viel, viel, viel weniger Auflage hat als alles was tendenziell rechtslastig ist).

    Aber ich pflichte Dir absolut bei, gerade was den Bereich online betrifft, was da an Blogs, podcasts, youtube Kanälen existiert wuchtert da international schon lange eine extrem rechte Szene die doch für viele auch sehr wohl eine Wegbereitung oder Ideenschmiede ist (von dort kommt ja auch der Herr Steve Bannon). Man mag über Dinge wie FPÖ TV lachen oder den Kopf schütteln oder Angst kriegen, aber Fakt ist dass „Die Linke“ diesen Winkel sehr vernachlässigt hat, insbesondere was die sinnvolle Kooperation miteinander angeht.

    In diesem Kontext halte ich ja kontrast für ein spannendes Experiment. Ist es gut und richtig sich ähnlicher Waffen (zb polemische und einseitige Darstellung von Dingen) zu bedienen wie die andere Seite oder sind diese Vorgehensweisen an sich unmoralisch?

    1. Ja, sehe ich auch so. kontrast.at halte ich auch für einen Schritt in die richtige Richtung, aber ist halt allein auf weiter Flur. Was die Wahl der Waffen betrifft, so bin ich mir auch nicht ganz sicher, was sinnvoll ist, das wird man ausprobieren müssen. Aber „fake news“ oder übertrieben einseitige Darstellungen sind sicher nicht nur unmoralisch, sondern auch kontraproduktiv. Journalistische Qualitätskriterien müssen auf jeden Fall eingehalten werden.

      1. Ich glaube auch dass kontrast versucht bei der Wahrheit zu bleiben (im Vergleich zu unzensuriert) und auch versucht breiter Themen abzudecken. Aber es ist eben nicht journalistisch. Es ist einseitig, parteiisch. Und manchmal ist das fast ein wenig erfrischend zu lesen.

        Journalistisch sollte eine seriöse Zeitung mehr als einen Blickwinkel abdecken. Aber genauso wie sich die Kronenzeitung sicher nie die Mühe machen wird auch mal die Seite vom Taschendieb zu suchen, gibts es halt bei kontrast sowas wie „boah, die Reichen packeln schon wieder und machen es sich recht!“ oder „der Kurz war wieder mal verlogen beim Sommergespräch“. Und vielleicht will man das manchmal hören anstatt dass die „linke Seite“ ist die höflich abwiegen und fair muss.

        In Wahrheit ist es doch so: man soll sich von Vereinfachen Forderungen und alles-oder-nichts Rhetorik fernhalten weil das Kompromisse erschwert und Konflikte fördert. Wenn aber eine Seite seit Jahren aufrüstet und dauernd Grenzen überschneidet, ist es dann fair zu sagen: hier, so fühlt es sich an wenn die andere Seite das auch macht? Dass man einfach aufzeigt wie schlimm es wirklich ist wenn die Seiten immer unnachgiebiger werden, damit die Leute wieder den Vorteil von Kompromissen sehen und warum es notwendig ist dass beide abrüsten? Anstatt, eine Seite rüstet beständig auf und alle anderen müssen es ertragen, während die Rabiaten sich als kontrast zu den langweiligen anderen inszenieren (war das nicht die große heimliche unterschwellige Message der letzten Wahl, das alte System, was trotz allen Fehlern den Kompromiss zwischen rechts und links darstellte, ist schlecht, es soll sich einfach „irgendwas“ ändern). Klingt attraktiv, ist halt ein Spiel mit dem Feuer.

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