Mongolische Namen – ein kleiner Leitfaden

Nicht-Mongolen sind regelmäßig verwirrt, warum Mongolen anscheinend nur einen Namen haben und was eigentlich der Familienname ist. Um hier Abhilfe zu schaffen habe ich einen kleinen Leitfaden zusammengestellt. Möge er der interkulturellen Verständigung dienlich sein! :-)

Regel Nr. 1: Der Name

Jeder Mongole und jede Mongolin bekommt bei der Geburt einen Namen. Das ist der eigentliche Name, aus unserer Sicht erfüllt er die Funktion von Vor- und Nachnamen gemeinsam.

Regel Nr. 2: Der Vatersname

Nachdem die mongolischen Namen nicht wirklich eindeutig sind, führt jeder Mongole (hauptsächlich im offiziellen Verkehr) auch noch den Vatersnamen, also den Namen aus Regel Nr. 1, der dem Vater (manchmal auch dem Stiefvater) gegeben wurde. Er steht im Genitiv vor dem eigenen Namen, also „Vatersnamens Name“. Die Genitivendung ist meist „-in“ oder „-iin“, manchmal auch „-i“. Die Bedeutung ist possessiv, es heißt also dann „Bayasgalangiin Sergelen“, behelfsmäßig etwa übersetzt mit „der Sergelen vom Bayasgalan“. Üblicherweise wird der Vatersname jedoch mit dem ersten oder den ersten beiden Buchstaben abgekürzt, also „V. Name“ oder „Va. Name“. Ist das Kind unehelich oder der Vater unbekannt, so führt man bisweilen den Namen der Mutter als „Vatersnamen“, manchmal auch den Namen des Großvaters.

Regel Nr. 3: Der Clansname

Nach der Wende führte die Regierung auch noch zusätzlich den Clansnamen als Identifikationsmerkmal ein. Damals konnte sich jeder Mongole einem Clan zuordnen oder – unter bestimmten Voraussetzungen – einen neuen Clan gründen. Als Unterscheidungskriterium war der Clansname aber ein Schlag ins Wasser, denn die meisten Mongolen – so ein gängiges Bonmot – ordneten sich selbst dem Clan von Dschingis Khan zu. :-) Im alltäglichen Verkehr spielt der Clansname keine Rolle.

Regel Nr. 4: Der Rufname

Der Name, der unter Freunden und Bekannten wirklich wichtig ist, ist der, der nirgends steht, nämlich der Rufname, den sich jeder selbst gibt, meist entstanden aus einer Abkürzung oder Verballhornung des eigenen oder des Vatersnamens. So wird aus „Dawcharbajar“ ein „Dawchraa“ oder ein „Bajar“, aus „Zolbayar“ ein „Zoloo“, aus „Oyuntuya“ eine „Oyunaa“ und aus „Unenburen“ ein „Uchka“. Diese Rufnamen sind in der Mongolei nur im informellen Verkehr üblich. Sie werden aber im Kontakt mit Ausländern gerne verwendet, da sie gewöhnlich leichter auszusprechen sind. Die Regeln der Höflichkeit gelten für Ausländer nicht so streng wie für Mongolen.

Fazit für Gelbgesichter*:

Wenn man einen Mongolen oder eine Mongolin kennenlernt, dann sollte man darauf achten, mit welchem Namen sich die Person vorstellt, und diesen Namen kann man dann als Anrede verwenden. So einfach ist das…

*Gelbgesichter („шар царайт“) ist ein abfälliger Ausdruck für „Europäer“. Wer die „gelben“ sind ist wohl immer eine Frage des Standpunkts. :-)

Michael Eisenriegler
Genealogie, (Online-)Medien, Journalismus, (Netz-)Politik, Mongolei, Buddhismus, Single Malts, Analogue Audio.

20 Kommentare

  1. Hallo,

    ich hätte eine Frage. Ich habe eine asiatin kennengelernt, die typisch mongolisch aussah. Sie sagte, dass sie Dutman (Dötman) heisst. Ich weiss nicht, ob ichs richtig verstanden habe und ob ich den Namen richtig schreibe. Kennst du vielleicht so einen Frauennamen bitte?

    Grüsse
    Kenan

      1. Lieber Herr Eisenriegler!

        sind sie noch im Netz und für die Beantwortung von Fragen offen?

        Ich habe die Angabe eines alten recht langen mongolischen Namen: Monugowabi mungaba – (vielleicht ist die Rechtschreibung nicht ganz korrekt – z.B. Mono.. statt ..u) Rufname Manu oder Mani.
        Ist es möglich die Bedeutung davon herauszufinden? Könnte es „Der leuchtende Pfad/Sper/Pfeil“ heißen?

        Liebe Grüße

        H.Röggla

    1. Hallo Herr Eisenriegler

      Mein Nachname ist Muhoscholi
      Habe schon einige Seiten durchstöbert doch nicht viel gefunden. Mein Onkel hat bereits etwas nachgeforscht und wohl den Ursprung in der Mongolei festgestellt. Es könnte sein das der Nachname eigentlich anders geschrieben wird.

      Würde mich über eine Antwort freuen
      Mit freundlichen Grüßen
      Muhoscholi

  2. Hallo,

    Ich habe die Angabe eines alten recht langen mongolischen Namen: Monugowabi mungaba – (vielleicht ist die Rechtschreibung nicht ganz korrekt)
    Ist es möglich die Bedeutung davon herauszufinden?
    Liebe Grüße

    H.Röggla

  3. Lieber Herr Eisenriegler,

    Ich mache in einem Projekt über die Mongolei eine kleine Übersicht zu Manduchai Chatun, der letzten Kriegerkönigin der Mongolei. Die Bedeutung des Namens wäre eine coole und außergewöhnliche Zusatzinformation. Kennen sie zufälligerweise die Bedeutung des Namens oder können sie diese herausfinden?
    Danke schon im Voraus,
    Liebe Grüße

    R.Riethmüller

        1. Also: Sie heißt eigentlich Mandukhai Tsetsen Khatan. „Mand“ heißt „nach oben“ oder „aufsteigen“, „Ukhai“ bedeutet „königlich“, oder „hoheitlich“, „Tsetsten“ bedeutet „klug“ und „Khatan“ bedeutet „Königin“. Soweit die Auskunft, die ich bekommen habe!

          Liebe Grüße,

          Michael Eisenriegler

  4. Interessant das alles. Was sagen Sie zu dem Namen Dolgoon, so heißt meine Schwiegertochter, die Kinder heißen Nara und Sara, also Sonne und Mond. Aber wofuer steht Dolgoon?
    Grueße

    1. Ich kann kaum Mongolisch, aber laut Auskunft eines mongolischen Freundes hat „dulgun“ die Bedeutung „ruhig“ oder „still“, wie in „stiller See“.

  5. Ich habe nun schon mehrfach bei mongolischen Namen das Suffix „-tsegtseg“ gesehen. Gibt es hierfür eine besondere Bedeutung?

  6. Ändert sich der Nachname einer Frau bei der Eheschließung und welchen Namen nimmt sie nach der Scheidung an?

    Handelt es sich bei “Dorj” um einen Clan?

    1. Es gibt keine Familiennamen, daher bleibt der Vatersname immer erhalten.

      „Dorj“ ist das buddhistische Zeremonialszepter, das ist einfach ein beliebter Name, auch in Kombination mit anderen Attributen.

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